Warum Du Dein Training primär mit einem Powermeter und nicht nach Puls, Gefühl oder gar Geschwindigkeit steuern solltest: In diesem Artikel erläutere ich die Schwächen der „alten“ Steuerungssysteme und arbeite so die Stärken des Powermeters heraus.
Schwächen der Trainingssteuerung nach Puls
Im Radsport ist herzfrequenzbasiertes Training seit vielen Jahren weit verbreitet. Allerdings sind der Trainingssteuerung mittels Pulsmesser enge Grenzen gesteckt. Der größte Kritikpunkt ist die Abhängigkeit des Herzschlags von äußeren Faktoren. Zu nennen wären hier zum Beispiel die Temperatur, die Aufregung vor und während eines Wettkampfs oder sonstige psychische Belastungen. Auch ein voller Magen oder der Genuss koffeinhaltiger Getränke kann den Puls beeinflussen. Ein wesentliche Aspekt ist zudem der zeitliche Versatz zwischen Herzfrequenz und Belastung. Dies zeigt sich besonders bei kurzen und harten Belastungen wie zum Beispiel dem HIIT-Training. Die Herzfrequenz reagiert dabei recht träge und erreicht ihr Maximum oft erst nachdem der Sprint oder das Intervall bereits beendet wurde. Ein Powermeter dagegen zeigt unmittelbar ohne lästige Verzögerung die aktuelle Leistung an. Die Steuerung von Intervallen oder das Pacing an einem längeren Anstieg wird somit zum Kinderspiel.
Schwächen der Trainingssteuerung nach Gefühl
Erfahrener Radsportler können die Belastung auf dem Rad durchaus einschätzen. Auch das nachträgliche Erfassen der subjektiven Erschöpfung (beispielsweise auf einer Skala von 1 bis 10) in einem Trainingstagebuch macht Sinn. Allerdings unterliegen auch erfahrene Athleten Emotionen, die dazu führen, dass sie Intervalle, Zeitfahren oder Marathons zu schnell oder zu hart angehen. Im schlimmsten Fall wird das Intervall abgebrochen, da ihnen gegen Ende die Kraft ausgeht. Besser ist es das Gefühl für die Belastung regelmäßig durch den Einsatz eines Powermeters in Kombination mit einem Herzfrequenzmesser zu schulen. Denn nur wenn man weiß wie sich die richtige Intensität anfühlt, kann man sich im Zweifel auch auf sein Gefühl verlassen und sich die Kräfte entsprechend einteilen.
Schwächen der Trainingssteuerung nach Geschwindigkeit
Oftmals nehmen sich Radsportler vor eine bestimmte Durchschnittsgeschwindigkeit zu erreichen und diese im Verlauf der Saison zu steigern. Das Problem ist allerdings auch hier die Abhängigkeit von äußeren Faktoren. Die Geschwindigkeit wird nämlich maßgeblich von der Topografie der Strecke, von den Windverhältnissen und von der Möglichkeit des Windschattenfahrens bestimmt. Das heißt, ob der gewünschte Schnitt erzielt werden konnte, hing nicht nur von der eigenen Leistung ab, sondern auch davon inwieweit die Umgebungsbedingungen günstig waren. Ein sinnvoller Vergleich mit anderen Sportlern oder vergangener Trainingseinheiten ist also recht schwierig. Ein Powermeter zeigt die aktuelle Leistung schonungslos und unabhängig davon an, ob man gerade bergauf oder mit Rückenwind fährt. Er ermöglicht somit größtmögliche Transparenz und Vergleichbarkeit.
Junk-Miles
Je nach Fahrertyp kommt bei der Analyse einer Fahrt ein weiterer, interessanter Vorteil der Leistungsmessung in Spiel: Die schonungslose Offenlegung der kumulierten Leerlaufzeiten über eine gesamte Trainingseinheit hinweg. Lässt ein Fahrer beispielsweise in einer Abfahrt oder im Windschatten die Beine hängen und tritt nicht weiter, so sinkt die Leistung in diesem Moment auf 0. Ein Trainingseffekt wird in dieser Zeit natürlich nicht erzielt. Der Fahrer sammelt sogenannte „Junk-Miles“. Ohne einen Leistungsmesser am Rad fällt dies kaum auf. Die Herzfrequenz fällt in diesen kurzen Zeiträumen nicht ganz auf die Ruhefrequenz zurück, sondern hinkt der Belastung stets etwas hinterher.
Fazit
Zusammenfassend kann man festhalten, dass ein Sportler, dessen Ziel es ist seine Leistung zu steigern, eben diese auch messen und im Zeitablauf dokumentieren muss. Die oben kurz skizzierten Schwachstellen des Trainings nach Puls, Geschwindigkeit oder Gefühl sind starke Argumente für das wattbasierte Training. Denn lediglich mit der Kenngröße Leistung kann das Training exakt gesteuert und der Fortschritt zuverlässig dokumentiert werden. Auch ein sinnvoller Vergleich mit anderen Sportlern ist dann möglich und kann, falls gewünscht, sogar unter Einbeziehung des Körpergewichts erfolgen (Stichwort: Watt pro Kilogramm).
Mittels Herzfrequenz und Zeit lässt sich die Intensität des Trainings gut beschreiben. Es handelt sich hierbei also um Inputfaktoren, die der Sportler in sein Training investiert. Ein Powermeter quantifiziert jedoch den tatsächlichen Output des Sportlers und macht diesen objektiv vergleichbar.