Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal bei Powermetern ist die ein- oder beidseitige Messung. Günstige Systeme messen oft nur die Leistung eines Beins und verdoppeln diesen Wert einfach. Warum dies nicht optimal ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Die Annahme, dass ein Radsportler mit jedem Bein stets die gleiche Leistung erbringt, erweist sich in der Praxis oft als falsch. Individuelle Dysbalancen sind nicht selten und führen dazu, dass ein Bein mehr leistet als das Andere. Die Gründe dafür können muskulärer Natur sein, aber auch unterschiedlich lange Beine oder eine Fehlstellung der Hüfte kommen in Frage. Dabei bleiben solche Abweichungen meist nicht über das gesamte Leistungsspektrum hinweg konstant, sondern verändern sich mit zunehmender Leistungsabgabe. Noch komplizierter wird die Thematik, wenn sich mit steigender Ermüdung des Sportlers eine weitere Verschiebung der Balance einstellt.
Wir können also festhalten, dass wir in zahlreichen Fällen mit einseitig messenden Systemen voraussichtlich falsche Leistungswerte erhalten, die je nach Situation entweder zu hoch oder zu niedrig ausfallen können. Eine beidseitige Messung wäre also in jedem Fall vorzuziehen, da wir den exakteren Messwert erhalten.
Eine solche Messung kann am Kurbelstern oder Innenlager, wo alle Kräfte zusammenwirken erfolgen. Gängig ist auch eine simultane Messung am linken und rechten Pedal bzw. am linken und rechten Kurbelarm. Eine echte, separate Links-Rechts-Messung (häufig bei Pedal-Powermetern) erlaubt sogar die Anzeige der aktuellen Balance und die Analyse des runden Tritts. Fairerweise muss an dieser Stelle jedoch erwähnt werden, dass echte Links-Rechts-Powermeter einen kleinen systembedingten Nachteil mitbringen: Jeder Powermeter besitzt eine Messungenauigkeit (zum Beispiel +/- 2%). Hat man nun zwei separate Leistungsmesser montiert, verdoppelt sich also im schlimmsten Fall dieser Messfehler.
Fazit
Welche handfesten Nachteile erkauft man sich in der Praxis mit einem einseitigen System? Schließlich sind doch die falschen Messwerte nicht wirklich relevant, solange man immer mit dem gleichen Powermeter trainiert, könnte man argumentieren.
Dem ist leider nicht so, da die Abweichung wie oben beschrieben nicht konstant ist, sondern sich situativ verändert. Außerdem ist es mit einem einseitigen System nicht möglich sinnvolle Vergleiche mit dem Trainingspartner oder anderen Powermetern zu ziehen (beispielsweise bei einem Leistungstest bzw. am Spinning- oder Winterrad). In Bezug auf Analyse der Balance und des runden Tritts verzichtet man auch auf einige Kennzahlen, die lediglich Powermetern mit beidseitiger Messung vorbehalten sind.
Letztlich bleibt der günstigere Preis als einziges Pro-Argument für die einseitige Messung übrig. An dieser Stelle muss jeder Radsportler für sich selbst entscheiden, ob die gebotene Messgenauigkeit den höheren Preis rechtfertigt.